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Abschied

Heute nun ist es soweit: Eines unserer treuen Dienstfahrzeuge wird unseren Hof für immer verlassen: Der alte GKW2.

Ein paar melancholische Gedanken von unserem Kameraden Holger Krinke beschreiben ziemlich genau unser Verhältnis zu  dem in die Jahre gekommenen LKW:

Lieber GKW-II

Am 10.07. war es soweit. Wir traten unsere letzte gemeinsame Fahrt an. Ich brachte Dich zu unserer Geschäftsstelle nach Mühldorf. Während der Fahrt ließ ich noch einmal unsere gemeinsame Zeit Revue passieren.

Wir sahen uns zum ersten mal vor rund 20 Jahren. Damals nannte man Dich noch nicht GKW-II sondern MKW. Ich war neu, Du warst neu. Du warst das erste THW-Fahrzeug in welches ich einstieg. Und du warst auch der erste blaue LKW, den ich mit meinem neuen 2er-Führerschein lenkte. Und so war es natürlich Ehrensache, dass ich auch Deine letzte Fahrt für diesen Ortsverband mache.

Richtig kennen lernten wir uns, als ich durch Deine Eingeweide kroch, um die ansehnlicher (und vor allem lauter) zu machen. Und auch wenn wir nach den Bestimmungen des Ortsverbandes nicht immer wirklich zusammen gehörten, so verband uns doch stets etwas.

Unzählige Kilometer brachtest Du mich zu Einsatzstellen - naja, in aller Herren Länder ist wohl übertrieben - aber doch in einige Bundesländer, dass kann ich durchaus behaupten. Du warst immer bereit, wie es sich für ein Einsatzfahrzeug gehört. Wie oft riss ich Dich mitten in der Nacht aus Deinem Schlaf, kurz nachdem ich selbst aus dem Schlaf gerissen wurde. Du hast dann Dein bestes gegeben, so wie auch ich immer versucht habe, mein bestes zu geben - sei es nur für Stunden, sei es für Tage.

Nicht nur ein paar mal habe ich in Dir das erste Licht des neuen Tages erblickt, nach Nächten, die nicht enden wollten. Dann, in den Pausen, wiegest Du mich mit dem gleichmäßig-ungleichmäßigem Leerlauf Deines Motors in Schlaf, hast mich in das Land der Träume begleitet, ohne mir die Bilder der Geschehnisse hinterher zu schicken. Dafür bin ich Dir dankbar.

Manchmal hast du mich gequält. Und manchmal habe ich Dich gequält. Aber niemals - und ich denke, ich spreche auch in Deinem Sinne - aus Boshaftigkeit oder übler Laune, sondern weil wir in diesem Moment einfach nicht anders konnten. An dieser Stelle möchte ich mich noch für den abgefahrenen Rückspiegel entschuldigen. Die Straße war schmal, der Gegenverkehr breit und die Äste am Wegesrand stark.

Als ich vor kurzem in Wittenberg Deinen Nachfolger abholte, floss - trotz aller Freude über den Neuen - tief in mir eine Träne aus meiner Seele. Besiegelte doch dieses Ereignis unsere Schicksal.

Jetzt ist es soweit, wir gehen auseinander. Du bist alt. Ich bin alt. Auch wenn Dein Alter - nach den Maßstäben der Organisation, dessen Farbe Du mit Stolz und Recht trägst - noch nicht so hoch ist, so traue ich mich, deinen Kilometerstand - auch nach diesen Maßstäben - astronomisch zu nennen. Nach Kollegen, die eine höhere Zahl auf ihrem Zählwerk im Tacho stehen haben, wirst Du suchen müssen. Auch wenn sich unsere Wege trennen, so sind sie doch nicht zu Ende. Du wirst zu einem anderen Ortsverband kommen, und ich - naja, ich werde wohl auch noch einige Zeit in meiner blauen Uniform stecken.

So bleibt mir nur noch, Dir alles Gute zu wünschen. Bleib so wie du bist und pass auf meine Kollegen auf, welche Du zukünftig herumfahren wirst, irgendwo in Deutschland. Und falls es das Schicksal will, dass uns ein Einsatz mal auf ein gemeinsames Feld führt, so freue ich mich auf ein Wiedersehen. Und falls du mich zuerst siehst - einfach kurz hupen.

Alles Gute, Dein Holger


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